Ausgeschlossen

2–4 Minuten

Donnerstag, den 21. Mai 1925 – Himmelfahrt

Alle sind weg. Per Auto irgendwohin.

Das Kind fragte bei Tisch: „Soll Fräulein Oltrogge auch mit?“

„Nein, diesmal nicht.“

Ich weiß nicht mehr, wer es sagte, jedenfalls war es entsetzlich.

Man fühlte wohl das Peinliche der Lage, und der Baron setzte hinzu: „Fräulein Oltrogge freut sich auch mal, wenn sie einen ruhigen Nachmittag hat und dich los ist.“

Die Schamröte musste mir ins Gesicht gestiegen sein. Nachher habe ich Sabinchen erklärt, dass sie im meiner Gegenwart nie wieder danach fragen möchte.

Jedenfalls danke ich das nächste Mal auch!

Und dann habe ich nachher in meiner Verzweiflung gesagt, ich ginge zu Pastors, als es um das Kaffeetrinken hier ging.

Eben will ich mit Waldi in Feld und Wald herumstrolchen, da finde ich alle Türen verschlossen. Also tatsächlich gefangen, wie Hänschen in seinem Bauer – und dabei ist Himmelfahrt!

Ich wollte, ich hätte morgen viele Briefe. Und Freitag in acht Tagen!

Quelle

Was ist Freitag in 8 Tagen? Ist sie jetzt eingeschlossen, in der Burg. Während alle anderen ausgefahren sind? Ich wundere mich auch ein bisschen, dass Hedwig mit der Familie essen durfte? Vielleicht nehme ich mein historisches Wissen aber auch aus unzuverlässlichen Quellen.. (TV und Romanzen)


Gestern Abend war ich bei Pastors, alle waren beschäftigt. Hilde spielte Orgel, Frau Pastor sang im Chor. Da war ein Fräulein Rösemer aus dem Fürstentum Waldeck, ihr Vater ist Landrat. Sie hat mir indirekt Trost und Mut gegeben. Sie war in England und Frankreich als Erzieherin, verlassen von allen, immer auf sich selbst gestellt – und doch froh, dass sie fort gewesen ist.

Etwas nach zehn kam ich nach Hause und merkte zu meinem Entsetzen, dass alle Türen verschlossen waren. Die Komik dieses Augenblicks vergesse ich nicht. Ich grübelte schon, wo ich am besten die Nacht verbringen könnte. Da gehe ich ins Lustfeld – richtig, der Baron hat noch Licht. Aber ich wagte doch nicht zu rufen, der Kies knirschte unter meinen Schritten. Ich kehrte wieder um zur Haustür, da rief er: „Ist da jemand?“

KI generiert

„Ja, ich bin’s.“

Dann zog er mich lachend ins Haus. „Warum klopfen Sie denn nicht ans Fenster und rufen mich?“

„Ich mochte nicht.“

Ich merkte mit Angst, dass er mich im Dunkeln festhalten wollte, ich fühlte noch seine Hand auf meinem Herzen.

„Kann man denn kein Licht hier machen?“

„Doch.“

Diesen Augenblick nutzte ich und war schon auf der Treppe. Ich drehte mich halb um und rief lachend: „Gute Nacht, Herr Baron.“

Unangenehm. Was ist denn mit dem Baron? Hedwig fühlt sich sichtlich unwohl. Vielleicht ist er aber auch einfach nur freundlich.. Hoffentlich…


Vorhin vor Tisch.

Es hatte schon geläutet, da kam der Herr herauf und glaubte, mir die Wasserleitung erklären zu müssen. Nachdem ich das abgelehnt hatte, machte ich ihn auf einen Fehler im Wasserfach meines Anziehzimmers aufmerksam. Er ging mit mir und sagte: „Also, nächstes Mal, Fräulein Oltrogge, dann klopfen Sie ruhig an mein Fenster.“

Der kann lange warten!

Sabinchen hat heute eine Karte vom kleinen Hermann bekommen.

Ich möchte schaffen, wirken – und weiß nicht wie und wo. Meine Zeit ist noch nicht richtig ausgefüllt. Der Frust mit seinem Tatendrang steckt mich an.

KI generiert

Süß, dass Sabine eine Karte von Hedwigs Neffen bekommt (ich gehe davon aus, der kleine Hermann ist der selbe wie im zweiten Eintrag). Insgesamt finde ich den Baron etwas gruselig. Ich verstehe, warum Hedwig sich unwohl fühlt. Vielleicht ist er aber auch einfach nur freundlich und sie missversteht die Situation einfach… Was meint ihr?


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