Was er wohl denkt?

1–2 Minuten
Seite 25

Sonnabend, den 18. Juli 1925

Schon wieder Sonnabend. Nächste Woche um diese Zeit bin ich in Hannover. Ich will mir vornehmen, nicht zu viel an hier zu denken. Es ist ganz gut, dass ich erst mal weg komme.

Gestern Abend… ich hätte mich ohrfeigen können! Ich darf jetzt wirklich nicht mehr aus dem Fenster sehen. Also, ich gucke raus, denke an Bines Wagenfahrt bei strömenden Regen und dass sie wohl zwischen ihren Papi und Herrn Schmidt sitzen wird. Halb im Traum sehe ich, wie all die Gespanne nach Hause kommen.

Dann -mit einem Mal- sehe ich zwischen den Tannen etwas aufleuchten: hellgrün und ein weißer Kragen, ein aufschauendes Gesicht. Wie der Blitz springe ich vom Fenster zurück. Natürlich hat er mich gesehen. Wie peinlich! Der denkt nun sicher… Na ja, lass ihn denken, was er will. Ich kann’s nicht mehr ändern.

Gestern Abend bei Tisch sagte der Baron zu seiner Frau, dass Schmidts Sonntag um halb sechs zu Besuch kommen wollten. Die Baronin machte daraufhin eine wenig erfreute, ja geringschätzige Miene. So etwas kann mich immer beleidigen. Das ist solch dummer Hochmut.

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