Ein peinlicher Abend

2–3 Minuten

Sonntag, den 8. November 1925 – Traum?

Halb vier. Gehe ich zu Schmidts oder nicht? Ein grauer, regnerischer Novembertag.

Ich habe an Berlin geschrieben. Bine bekam einen Brief von Roland: meine Zeiten wären mehr für Terry, Tabby und Tammy gewesen als für ihn!

„Ich möchte immer an seinem Bett sitzen und ihn pflegen!“, sagt das Kind. Was mache ich?

Nach dem Kaffee sind Bine und ich hinuntergegangen. Man hatte uns erwartet. Lotte wollte gerade jemanden hinaufschicken, denn ihre Mutter hatte schon nach mir gefragt. Dann kam Marga. Die dachte, sie hätte mich schon einmal unten gesehen. Morgen sollen wir wiederkommen.

War das lustig! Bine, dieses Gör, küsst mich erst vor der ganzen Gesellschaft ab und dann fängt sie an von meinem Traum an! Ich fühlte alle Blicke auf mir ruhen. Ich packte mir Bine und wollte mit ihr hinaus. Aber sie war ganz außer Rand und Band. Lotte, Marga, Kurt… Alle kamen auf den Flur. Und dann, als wir wieder im hellen Zimmer waren und spielten, fängt sie wieder davon an.

„Du erzählst es mir mal allein“, sagt Kurt neben ihr.

„Von dir hat sie geträumt“, ruft sie da ganz laut. Ich hätte in die Erde sinken können! Und dann erzählt sie weiter, dass wir nebeneinander auf der Schulbank gesessen hätten und ich ihm mit dem Diktatheft eins an die Ohren gegeben hätte. Nun hätte ich Angst. Sonst hätte ich immer gesagt: „Das erzählst du ja doch nicht.“

Bei mir drehte sich alles. Ich mochte überhaupt keinen Menschen mehr ansehen. Mein Gesicht war so rot wie meine Bluse. Edam war schweigsam. Er beobachtete mich dauernd. Ob er jetzt Bescheid weiß? Und Kurt war den ganzen Abend überhaupt nicht zu gebrauchen. Was hat der mit Bine gealbert. Er nahm ihr und mir dauernd das Geld weg, und Bine ging dann auf ihn mit Gebrüll! Mich wundert, dass die Sessel heil geblieben sind. Lotte war die Sache zu bunt. Frau Schmidt sagte: „Kurt, was ist das nur mit dir? Nun lass das mal sein.“

Ja! Was hatte er bloß?

Sein Sessel stand neben mir, links hinter mir der alte Herr Schmidt, rechts hinter mir die alte Frau Schmidt. Was denken die nun bloß alle von mir?

„Dass sie so sadistisch sind, Fräulein Oltrogge.“

Ja, da musste ich albern lachen.

Dann gingen wir hinüber ins andere Zimmer, und da wurde getanzt. Und dieser Kerl hat nicht mit mir getanzt! Gut, dann nicht! Herr Edam und ich dafür aber. Bine war mir zu ausgelassen. Wie wird die erst sein, wenn sie älter ist? Marga und ich sitzen im Sofa. Das Thema: Bine.

Dann mussten wir uns verabschieden. Morgen müssen wir wiederkommen!

KI generiert

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