Märchenhafte Schlittenfahrt

2–3 Minuten

Sonntag, den 6. Dezember 1925 – 2. Advent

Halb Zehn. Ehe ich schlafen gehe, bade ich wieder, und dann liege ich noch wach und will mich freuen. Ich freue mich über den heutigen Tag!

Morgens die märchenhaft schöne Schlittenfahrt! Gleich nach dem Frühstück ging ich hinunter. Vorher redete mir die Baronin noch zu. Sie wollte mir sogar Pilze mitgeben. Lotte wollte nicht mit. Es war auch der kleine Schlitten von uns mit der Else da. Ich konnte in dem langen Schafspelz kaum gehen. Aber herrlich war’s! Ich kam mir vor wie der Weihnachtsmann.

Dann fuhren Edam und ich los. Hinaus in die verschneite Winterwelt, der Sonne entgegen. Neuschnee, glitzernd und leuchtend in der strahlenden Sonne, rechts und links die Berge mit den dunklen Wäldern, kein Mensch weit und breit. Dazu das Schellengeläut. Wie wunderschön war die Welt!

Gelacht und erzählt haben wir. So froh und frisch von Herzen weg. In Güntersen hielten wir an und tranken Eierlikör. Dann wieder eingestiegen und weiter. Wir haben alles besprochen: Freuden und Leiden, Menschen und ihre Schicksale. Er meinte: „Ganz zufrieden und glücklich bin ich erst, wenn ich mein eigener Herr bin.“

Und mitten in solch ernsten Gesprächen fiel uns etwas Komisches ein. „Die Leute denken sicher, das ist der Oberförster mit seiner Frau,“ sagte er. „Oder noch besser, mit seiner Tochter, die er eben aus dem Pensionat wiederholt!“

Was haben wir gelacht. Fröhlich und hemmungslos wie Kinder.

Und er hat doch einen guten Blick! Ohrfeigen wollte er keine sehen. Wir fuhren am Waldesrand entlang, die Else lief wie der jüngste Fuchs. Mir war so warm und wohl. Gar nicht, weil ich verliebt war. Nein. Einfach, weil es so schön war.

In Dransfeld musste Edam das Geld holen. Ich wollte Lotte Wolle besorgen. Dann half er mir wieder in den Pelz, und es ging heim. Ich war angenehm enttäuscht… und nicht nur von der Else. Dann sahen wir schon den dicken Turm, und etwas später hielten wir. Ob ich die Fahrt bereue? Nein, sicher nicht!

Lotte kam uns lachend entgegen. Ich sollte ihn verscheuchen, Edam wäre doch ein frecher Mensch, aber es ist mir ja wohl nicht gelungen. Baron, Mädi… alle fragten bei Tisch, wie es gewesen wäre. Mit lachendem Mund habe ich ihnen erzählt.

Nach dem Kaffee sollte ich zu Lotte kommen. Ich gehe ins Servierzimmer, um Muschkamoma Milch zu geben. Da sehe ich zwei Karten. Eine in Druckschrift, aus der Reichshauptstadt. Ein offizielles Schreiben. Ich weiß nicht, wie ich meine Freude beschreiben soll. Er hat an mich gedacht! Tausend Grüße schickte ich ihm über den ankommenden Schnee.

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