

Mittwoch, den 23. Dezember 1925
„Fräulein Oltrogge fährt mit dem Auto. Herbert, du bringst nach Tisch gleich die Koffer hinunter aufs Gut,“ sagte die Baronin, als wir das Esszimmer betraten. Mädi, Margchen, Bine, Tante Ilse, Dieter … dann kam der Baron. Mit der schlechtesten Laune: „Herbert soll mir doch servieren, warum wurde das nicht vor Tisch erledigt?“
Die Baronin verteidigte ruhig und sachlich meine Sache. Wie froh und glücklich war ich, als die Mahlzeit endlich beendet war. Der Abschied von Bine und dann ging ich hinunter.
Das Auto stand schon bereit. Ich stieg vorn ein. Als wir durchs Tor fuhren, siehe da: Herr Edam! Händeschütteln, gutes Omen etc.
Wie lachte Herr Schmidt neben mir, als ich zu Edam sagte, mein Herz täte mir weh beim Scheiden. Durch den Flecken ging es langsam, und da fragte er mich, ob mir das Scheiden schwerfalle.
„Nein“, lachte ich und dachte an das Schloss und seine Bewohner. Ob ich denn gar keine Sehnsucht haben würde?
„Dahin sicher nicht.“
Die Landstraße sausten wir dahin, der Schmutz spritzte. Ich sah mich nach Lotte um. Sie war schon ganz schwarz.
„Die Arme.“
„Da sehen Sie, wie gut man es mit Ihnen meint, dass Sie hier vorn sitzen. Aber Sie merken ja nichts“, fuhr er leiser fort.
Ich sah auf meine Stiefel. Wie dicht seine Füße daneben standen, und wie groß die Arme gegen meine.
„Wir kommen also Donnerstag von Peine zurück, weil Mittwoch Jagd ist. Sind Sie dann auch bestimmt in Hannover?“
„Ja, ich bin da.“
Ich dachte gar nicht daran, dass dann ja Silvester war.
Am Bahnhof: Fahrkarte gelöst und Koffer abgegeben. Dann brachte er Lotte und mich ins Teezimmer, dort verabschiedeten wir uns.
„Meine fröhlichsten Weihnachtswünsche begleiten Sie.“ Sein Gesicht war todernst.
Dann ging ich Arm in Arm mit Lotte durch die Straßen der Studentenstadt.
Danach brachte sie mich zum Bahnhof.


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