Schlagwort: Freundschaft
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Tanz, Lachen und Mondlicht
Donnerstag, den 2. Juli 1925 – Adelebsen Das war Göttingen, das war „Mariaspring“! Bei herrlichem Sonnenwetter standen wir auf, da konnte ich nur mein gutes weißes Kleid anziehen. „Wenn Fräulein Kahle dich so sähe, würde sie sagen: wie vornehm“, sagte Bine. Dann ging’s Arm in Arm die gewundene Treppe hinunter zum Frühstück. „Schon im Tanzkleid“,…
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Die Einsamkeit der Anderen
Mittwoch, den 24. Juni 1925 Nach all den Regentagen heute endlich Sonnenschein. Nach der Schule ging ich mit Sabinchen spazieren – herrlich warm war es. An den Wegen blühten noch immer die Heckenrosen. Ich pflückte mir nur zwei. Wenn sie beim Pflücken die Köpfe hängen ließen, dann ließ ich sie lieber am Strauch. Gerade wollten…
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Einsam mit Nietzsche
Sonnabend, der 20. Juni 1925 „Nietzsches Briefe.“ Das also ist Nietzsche. Ich muss sagen, dass ich früher eine unbeschreibliche Angst vor ihm hatte – wie vor einem Dämon, der einen unausweichlich zu sich zieht und einem nur übermenschlich erscheint. Und doch: wie anders erscheint er mir nun in seinen Briefen! Wie kann ich ihn verstehen…
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Rückkehr und Rückzug
Sonnabend, den 13. Juni 1925 Ich studiere die Geschichte derer von Adelebsen, während der jüngste Spross nebenan im Bettchen ruht und der letzte Herr von Adelebsen per Auto nach Göttingen fährt. Nun bin ich also wieder hier. In den Pfingstferien habe ich alle wieder besucht. Alle Freundinnen – angefangen bei Marie Reichert, die mich abholte…
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Freundinnen in Hannover
Donnerstag, den 28. Mai 1925 Das Kind kommt gerade heraus: „Ich will auch um Onkel Uli trauern.“ Und jetzt höre ich sie nebenan singen, nachdem sie mich lange hatte raten lassen, welche Bluse sie wohl anziehen würde. Alle sind wieder da. Morgen ist die Beisetzung. Und ich fahre am Samstag nach Hause, nach Hause, nach…
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Sabinchen und ihr Waldi
Dienstag, den 26. Mai 1925 Sabinchens Onkel Uli ist gestorben. Heute Morgen kam Mädi herauf, nahm das Kind auf den Schoß und sagte es ihr. Ich bewunderte ihre Selbstbeherrschung nachher bei Tisch. Und doch spürte ich die Trauer. Seit wir in den letzten Tagen ganz allein waren, bin ich ihr nähergekommen. Gemeinsamkeiten ergaben sich: Studenten,…
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Der erste Eintrag
Sonntag, den 29. März 1925 – Hannover Eigentlich kein besonderer Tag heute, und doch da ich dieses Buch anfange, weiß ich nicht, was es alles umschließen wird. Ich ahne es nicht. In vier Wochen werde ich nicht mehr hier sein. Am 1. Mai geht‘s nach Göttingen – Adelebsen. Eine heimliche Angst begleitet mich, wie bei…

